
Filterkaffeemaschinen aus Metall und Kunststoff sind heute Standard. Wer seinen Kaffee jedoch besonders schonend und aromarein zubereiten möchte, greift zur Karlsbader Kanne, auch „Seihkanne“ genannt. Die vollständig aus geschmacksneutralem Porzellan gefertigte Kanne verzichtet auf Papierfilter und ermöglicht ein unverfälschtes Geschmackserlebnis.
Die Methode hat Tradition: Sie stammt ursprünglich aus Frankreich und wurde dort bereits 1795 erstmals beschrieben – heute erlebt sie eine verdiente Renaissance.
Die Zubereitung in der Karlsbader Kanne

Die Karlsbader Kanne besteht aus mehreren Porzellanteilen: einem oberen Wasserbehälter mit integriertem Sieb, einem Mittelteil für das Kaffeemehl, und der unteren Servierkanne, in die der fertige Kaffee tropft.
Das Prinzip ist simpel und elegant – heißes Wasser läuft langsam durch das Kaffeemehl und das Porzellansieb nach unten, wo der fertige Kaffee gesammelt wird.
Für den perfekten Geschmack sollte man eine Filterkaffee-Röstung verwenden und den Mahlgrad eher grob einstellen, da die Kanne keinen Papierfilter nutzt.
So geht’s:

- Etwa 8 g Kaffeemehl pro Tasse in das obere Sieb geben.
- Das Pulver leicht anfeuchten, um das sogenannte Blooming zu ermöglichen – der Kaffee „blüht“ auf.
- Nach rund 30 Sekunden das restliche Wasser langsam und gleichmäßig nachgießen.
- Warten, bis der Kaffee vollständig durchgelaufen ist, und direkt genießen.
Das Ergebnis ist ein klarer, aromatisch vielschichtiger Filterkaffee, frei von Bitterstoffen und ohne den typischen Papiergeschmack.
Die Bayreuther Kaffeemaschine
Eine besonders bekannte Variante der Karlsbader Kanne ist die Bayreuther Kaffeemaschine, die seit über 100 Jahren in Bayreuth aus feinem Porzellan gefertigt wird.
Sie überzeugt durch ihr klassisches Design und ihr zweistufiges Porzellansieb, das eine besonders feine Filtration ermöglicht.
Das Porzellan ist vollständig glasiert, geschmacksneutral und pflegeleicht – eine Verbindung aus Tradition, Funktionalität und zeitloser Eleganz.
Karlsbader Kanne ist kein Espressokocher

Oft wird die Karlsbader Kanne fälschlicherweise mit einem Espressokocher verwechselt. Dabei unterscheidet sich das Brühverfahren grundlegend:
Ein Espresso entsteht bei hohem Druck (mindestens 9 Bar) und kurzer Extraktionszeit – die Karlsbader Kanne hingegen arbeitet drucklos.
Das Wasser fließt langsam durch das Kaffeemehl und extrahiert so mehr Aromen, was zu einem milden, vollmundigen Filterkaffee führt.
Espressobohnen sind für diese Zubereitung daher ungeeignet – sie würden zu viele Bitterstoffe abgeben.
Ideal sind helle, ausgewogene Filterröstungen, die ihre feinen Nuancen bei der sanften Extraktion entfalten.
Fazit
Die Karlsbader Kanne und ihre Variante, die Bayreuther Kaffeemaschine, sind mehr als nostalgische Relikte – sie stehen für bewussten Kaffeegenuss, Handarbeit und Qualität.
Wer Wert auf reinen Geschmack legt und das Ritual des Aufgießens liebt, findet hier eine der ursprünglichsten und elegantesten Formen der Kaffeezubereitung.

